Entgegen der allgemeinen Vorstellung, dass die plastische Chirurgie ein aktuelles Phänomen ist, datieren ästhetische Eingriffe (Schönheitsoperationen) bereits zurück zu den alten Ägyptern, die bereits 3000 v. Chr. Korrekturen von eingerissenen Ohrläppchen vornahmen. Die plastische Chirurgie, wie wir sie heute kennen, begann am Ende des 19. Jahrhunderts und breitete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts rasch aus. Die Grundlagen wurden dabei nicht, wie weitläufig gemeint wird, in den USA gelegt, sondern auf dem europäischen Kontinent. Operationen zur Verbesserung des Aussehens der Augenlider (Schlupflider, Tränensäcke), der Nase und des Gesichtes wurden bereits vor 1920 durchgeführt.
Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts ästhetische Operationen in der Öffentlichkeit und Fachwelt weitgehend verpönt waren, kam es in den vergangenen 40 Jahren zu einer starken Zunahme des Interesses an der ästhetischen Chirurgie. Auch Männer begannen sich für die Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie zu interessieren und liessen sich abstehende Ohren anlegen oder krumme Nasen begradigen. Dies war verbunden mit enormen technischen Fortschritten und einem besseren Verständnis der Anatomie, was die Entwicklung von sichereren und effektiveren Operationsverfahren mit einer Reduzierung der sichtbaren Narben auf ein Minimum erleichterte. Nirgendwo ist dies offensichtlicher als in der ästhetischen Gesichtschirurgie, in der sich aus dem „Standard Facelift“ vielfältige Behandlungsmöglichkeiten und Kombinationen von verschiedenen Techniken entwickelt haben, die den individuellen Bedürfnissen der Patienten entsprechen.
Neuere Techniken, wie die Fettabsaugung (Liposuction) und die Eigenfettinjektion (Lipofilling) erlauben bei geeigneten Patienten die Korrektur der Körperform mit minimalen Narben. Die Einführung der Endoskopie hat es möglich gemacht bestimmte Eingriffe, wie das Stirnlifting, ohne sichtbare Narben durchzuführen. Auch in anderen Bereichen der Körperkonturierung, wie der Bruststraffung (Mastopexie) und Brustverkleinerung (Mammareduktionsplastik), der Bauchstraffung (Abdominoplastik) oder der Straffung ganzer Körperpartien (Body Lift) wurden, von einfachen Hautstraffungen ausgehend, komplexe Operationstechniken entwickelt, die eine bessere Formung und langfristige Stabilisierung des Gewebes ermöglichen und sichtbare Narben vermindern. Der Einsatz von Silikonimplantaten zur Brustvergrösserung (Mammaaugmentationsplastik) wurde in den vergangenen Jahren intensiv überprüft, wodurch sich die Sicherheit und das Wissen über die Auswirkungen von Brustimplantaten erheblich verbessert haben. Diese Erfahrungen kommen auch Frauen zugute, die nach einer Brustkrebs Behandlung einen Wiederaufbau der Brust mit Implantaten wünschen.
Häufig fliessen Erfahrungen aus der rekonstruktiv-plastischen Chirurgie in die ästhetisch-plastische Chirurgie ein und umgekehrt. Botulinumtoxin A (Botox®) wurde ursprünglich zur Behandlung von Verkrampfungen der Augenmuskeln (Blepharospasmus) und anderer Muskeln am Körper (Spastik) in der Augenheilkunde und Neurologie verwendet, bevor durch zufällige Beobachtungen bekannt wurde, dass mimische Falten (Bewegungsfalten), Migräne und verstärktes Schwitzen (Hyperhidrose) hiermit effektiv behandelbar sind. Als Ergänzung zum Botulinumtoxin A wurden biologische Füllmaterialen, wie Kollagen und Hyaluronsäure, zur Faltenbehandlung entwickelt, mit denen tiefe Falten unterspritzt werden können. Feinste Fältchen und Alterungserscheinungen der Haut, wie Pigmentflecken (Altersflecken) und Veränderungen der Hautstruktur, lassen sich wiederum mittels Laser (CO2-Laser, Erbium-Laser), Abschleifung (Dermabrasio) oder durch chemische Peelings (z.B. TCA) verbessern.
Heute stehen dem Plastischen Chirurgen eine Vielzahl an Behandlungsoptionen zur Verfügung, die häufig miteinander kombiniert werden können und nicht nur eine kunstvolle Ausführung sondern auch eine umfassende klinische Erfahrung und sorgfältige Patientenselektion erfordern, um zu dem gewünschten Ergebnis zu gelangen.